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    NÜTZLICHE INFOS RUND UM DEN AUTOMARKT

    Der neue Volkswagen Golf 8 GTI im R+V Drive Check

    Der Volkswagen Golf GTI ist eine echte Legende. In der ersten Generation fegte der sportliche Kompakte die linke Spur der Autobahn frei von den schweren Limousinen des Establishments und erfuhr sich einen Ruf des „jungen Wilden“. Über die Jahre verwässerte der GTI zur reinen Typbezeichnung. Mit dem Golf V räumte Volkswagen damit auf und machte den GTI wieder zum Sportler. Wie sieht es mit der neuesten Generation aus? Kann der Volkswagen Golf 8 GTI die Legende aufrechterhalten?

    VW Golf 8 GTI Fahrbericht

    VW Golf 8 GTI Design Check

    Golf ist Golf. Ganz einfach, oder? Naja, so einfach nun auch wieder nicht. Schließlich haben sich die Modelle von Generation zu Generation durchaus weiterentwickelt. Andererseits erkennt man auf den ersten Blick, um wessen Kind es hier geht. Und die Stilmittel des Volkswagen Golf 8 GTI kommen nicht von ungefähr! Bereits der Golf I GTI, der von 1976 bis 1983 gebaut wurde, trug rote Nadelstreifen an der Front und hatte die prägnante breite C- bzw. D-Säule. Schauen wir auf die heutige, achte Generation, finden wir auch diese Elemente wieder.

    Die Ikone!

    Doch eine Entwicklung hat überdeutlich stattgefunden! Die Front des Volkswagen Golf 8 GTI schmückt eine aggressive Schürze mit Wabenmuster. In dieses Wabenmuster integrierte Volkswagen die Nebelscheinwerfer in je 5 Waben-Elemente – das kennen wir von den sportlichen Renault RS-Modellen – keine Neuigkeit also. Trotzdem nett anzusehen, auch wenn es keine eigene Idee zu sein scheint.

    Gleiches gilt für die serienmäßigen LED-Scheinwerfer, die gegen Aufpreis in Matrix-LED-Technik erhältlich sind und Verkehrsteilnehmer bei eingeschaltetem Fernlicht ausblenden und um Kurven leuchten. Neu ist zudem das durchgängige Leuchtenband an der Front – ein ECHTES Novum! Es ist direkt unter der typischen, roten GTI-Zierleiste angebracht und ist ein neues Erkennungszeichen des Volkswagen Golf 8 GTI – auch bei Nacht.

    Kings Red Metallic - erst einmal exklusiv für den GTI!

    Ansonsten bleibt das Erscheinungsbild eher dezent. Man findet seitlich Frontspoiler-Ecken, schwarze Seitenschweller, die in einen ebenfalls schwarzen Heckschürzen-Einsatz münden. Hier ist auch die Auspuffanlage mit zwei Endrohren zu finden. Fehlen darf bei einem sportlichen Model, wie dem Volkswagen Golf 8 GTI, natürlich nicht der eckig designte Dachspoiler. Jener sorgt, zusammen mit dem vollverkleideten Unterboden und weiteren Tricks und Kniffen, für einen CW-Wert von 0,275. Beachtlich!

    Volkswagen Golf 8 GTI – Bildergalerie

    Fährt sich perfekt!

    Die LED-Nebelscheinwerfer sind aktuell einzigartig!

    Worauf man nicht hoffen darf, ist ein über-sportlicher Klang. Dank Otto-Partikelfilter ist die Geräuschkulisse allenfalls dezent. Ein Tribut an die Umwelt, das man gerne leistet. Schließlich haben wir die Welt nur von unseren Nachfahren geerbt! Geerbt – dieses Mal vom Vorgänger – hat der Volkswagen Golf 8 GTI die Felgengrößen. Los geht es bei serienmäßigen 17-Zoll-Rädern – heutzutage nahezu winzig!

    Breitere Felgen und Räder als beim Vorgänger!

    Mehr machen die optionalen 18- und 19-Zoll-Felgen her. Zusammen mit der Tieferlegung um 15 mm steht der Volkswagen Golf 8 GTI dann wirklich satt auf der Straße. Ein Riese ist aber auch der GTI nicht: Mit 4,28m Länge, 2,07m Breite inklusive Außenspiegeln und 1,44m Höhe ist der Golf nicht der größte Vertreter der Kompaktklasse.

    VW Golf 8 GTI Innenraum Check

    Spiegelt sich das im Innenraum wider? Wie es normal für einen Golf ist, darf das Platzangebot als durchschnittlich bezeichnet werden. Man hat Platz – vorn wie hinten – und es zwickt nicht. Aber es gibt auch geräumigere Mitstreiter. Darum soll es aber gar nicht gehen. Bei der omnipräsenten Digitalisierungswelle stellt sich die Frage, wie sportlich der Innenraum geworden ist?

    Hier ist die Digitalisierungswelle wohl übergeschwappt!

    Fangen wir mit dem Lenkrad an: Lassen wir die etwas umständliche Bedienung über Touchflächen auf dem Lenkrad außer Acht, gefällt es mit einer ansehnlichen Form und guten Griffigkeit. Zudem lässt es sich – natürlich – bestens einstellen. Hinzu gesellen sich eine Gurthöhenverstellung und Sportsitze mit angenehmem, nicht kneifendem Halt.

    Typischerweise sind sie in Schottenkaro ausgeführt – eine Reminiszenz an die 70er Jahre! Um den Sportsgeist weiter zu unterstreichen, sparte man sich die vorderen Kopfstützen und designte sie im Integral-Design. Ob das sein musste, sei dahingestellt. Was man sich nicht entgehen lassen sollte, ist die dreistufig Lenkradheizung.

    Yeah! Den GTI gibt es auch noch als Handschalter!

    Beim Blick auf die Instrumente wird man feststellen, dass hier alles digital ist. Trotzdem schafften es die Wolfsburger, die verschiedenen Ansichten sportlich zu gestalten. Beim Infotainment bleibt alles gewohnt anders. Knöpfe und Drehregler glänzen weiterhin durch Abwesenheit. Die Bedienung erfolgt weiterhin per Touch, Sprachsteuerung oder Geste. Alle, die jedoch ein Smartphone bedienen können, sollten damit zurechtkommen. Dennoch darf man festhalten, dass die Ablenkung vom Straßenverkehr dadurch größer geworden ist.

    Spaß machen weitere Features, wie das Ambiente-Licht mit 30 Farben oder die Darstellungsqualität auf den Infotainment-Bildschirmen mit 8,25 bis maximal 10,25 Zoll Durchmesser. Bekannt aus dem „normalen“ Golf sind der kleine DSG-Wählknubbel in der Mittelkonsole und die nun ins Infotainment integrierte Klimasteuerung. Schön hingegen, dass man bei einem Sportmodell noch zum Handschalter greifen kann: Serienmäßig kommt der Volkswagen Golf 8 GTI mit einer 6-Gang-Handschaltung.

    Yeah! Den GTI gibt es auch noch als Handschalter!

    Optional ist hingegen das HUD – das Head-Up Display. Klasse, dass Volkswagen hier von der kleinen Kunststoff-Scheibe abschwor und nun direkt in die Frontscheibe projiziert. Die Darstellung ist sehr klar und integriert auch Navigation-Hinweise über Apple CarPlay – so muss das sein! Was heutzutage außerdem sein muss, sind ein Einklemmschutz an den Fensterhebern und USB-Ladestellen im Fond – erfüllt der Volkswagen Golf 8 GTI natürlich! Nichts Neues gibt es zudem aus dem Kofferraum: 381 bis 1.237 Liter und eine Umklappmöglichkeit im Verhältnis von 60:40 kennt man aus dem zivilen Golf.

    VW Golf 8 GTI Motor Check

    Kommen wir zum Herzstück, dem Antrieb. Für freudigen Vortrieb sorgt ein alter Bekannter, ein Zweiliter-Vierzylinder-Turbo. Seine Leistung liegt mit 180 kW/245 PS auf dem Niveau der Performance Variante des Golf 7 GTI. Und die Leistung reicht in allen Lebenslagen. So stehen maximal 370 Nm ab 1.600 bis 4.300 U/min bereit und ermöglichen mit dem Sechsgang-Getriebe schaltfaules Fahren. Die optionale Siebengang-Doppelkupplung lässt sich ebenfalls nicht beirren und schaltet souverän.

    Unter dieser nichtsagenden Motor-Abdeckung...

    Auffällig: Bei der Elektrifizierungswelle, die im VW-Konzern losgetreten wurde, verwundert es, dass der Volkswagen Golf 8 GTI als reiner Verbrenner vorfährt. Keine E-Unterstützung, sondern die Lehre von vier zwangsbeatmeten Brennräumen, die im Alleingang für Fahrspaß sorgen müssen. Und das können sie! In Kurven sorgt eine elektrische Vorderachssperre per Bremseingriff dafür, dass die 245 PS nicht in Schall und Rauch aufgehen.

    ...stecken 245 Pferdchen!

    Unter optimalen Bedingungen kann der GTI nämlich in 6,3 Sekunden auf 100 km/h spurten und ist maximal 250 km/h schnell. Wie der Verbrauch dabei aussieht, kann man noch nicht sagen. Zu kurz war die Testfahrt. Und Laborwerte glänzen noch durch Abwesenheit.

    Volkswagen Golf 8 GTI Fahreindruck Check

    Anwesend sind aber wirklich vielseitige Talente. Dank der Progressivlenkung wetzt der Wolfsburger um Ecken, dass es ein Fest ist. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Kraft rein an die Vorderräder übertragen wird. Dabei verkneift sich der Volkswagen Golf 8 GTI trockene Härte – wenn man es denn möchte. Das aufpreispflichtige DCC Fahrwerk ist in 15 Stufen verstellbar und beherrscht von Komfort bis Sport jede Spielart.

    Wer den GTI im Grenzbereich bewegt ist zu schnell unterwegs!

    Der Motorsound ist ebenfalls verstellbar – über einen Soundaktuator – und klingt etwas künstlich. Aber daran gewöhnt man sich. Nicht mehr missen möchte man die knackigen Bremsen, die sauber geführte Schaltung und das talentierte Fahrwerk. Werksfahrer Benny Leuchter berichtete uns von der ESP Abstimmung: Die schnellsten Rundkurs-Zeiten sei er immer im Sportmodus gefahren. Deaktivierbar ist das System nicht, lässt aber im sportlichsten Modus eine sehr lange Leine, bis es ganz vorsichtig den doppelten Boden ins Spiel bringt. Ausloten kann man diesen Bereich nicht, wenn man legal im Straßenverkehr unterwegs ist.

    Fährt sich perfekt!

    Volkswagen Golf 8 GTI Preis Check

    Preise sind zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht bekannt. Allerdings wird sich der Volkswagen Golf 8 GTI am Grundpreis der Performance Variante von Generation 7 orientieren. Wir sprechen also von rund 35.000 Euro. Mit Nettigkeiten und Extras geht natürlich weitaus mehr – wie immer.

    Die LED-Nebelscheinwerfer sind aktuell einzigartig!

    Volkswagen Golf 8 GTI Zielgruppencheck und Fazit

    Der Spagat gelingt erneut! Der Volkswagen Golf 8 GTI ist wieder eine eierlegende Woll-Milch-Sau. Das Turboloch glänzt durch Abwesenheit, der Antrieb hängt allerdings hellwach am Gas und lässt sich mit beiden Getrieben freudenspendend fahren. Das DSG kann sogar mehrere Gänge gleichzeitig herunterschalten! Andererseits erfolgte die Abstimmung mit solcher Perfektion, dass der GTI fast schon etwas langweilig wirken könnte. Aber ganz ehrlich: Kann man jemandem Perfektion vorwerfen? Wohl kaum!

    Wer noch mehr Power braucht, sollt auf den Golf R warten, der mit Allrad und noch mehr Leistung kommen wird. Vermisst haben wir ihn bei der Testfahrt des Volkswagen Golf 8 GTI aber nicht. Unsere Wahl: Handschaltung, Fahrwerk semi-sportlich und ab dafür! Business-Limousinen jagen! Aber ob das reicht, um den Legendenstatus weiterzuführen?

    Fotos: Jens Stratmann Volkswagen 2020

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    Zuletzt aktualisiert: Oktober 2020

    Jens Stratmann

    Automobil-Journalist

    Baujahr 1979, technisch im einwandfreien Zustand! Nach einer Ausbildung und über elf Jahren Erfahrung im KFZ-Bereich, machte Jens seine Passion zu seinem Beruf. Jens schreibt Beiträge über Neu- und Gebrauchtwagen, die auf persönlichen Erfahrungen und Fahrtests zu dem jeweiligen Auto basieren.

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