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    Mercedes-Benz C220d T-Modell Fahrbericht | Test | Review

    Premium! Dieses Wort! Es bereitet einem Kopfschmerzen! Zum einen verspürt man sofort diesen „Haben-Wollen-Effekt“, weil man etwas fadenscheinig Edles damit verbindet. Zum anderen weiß man gleichzeitig, dass „Premium“ mit Nachteilen verbunden ist – zumindest, was den Preis betrifft. Und genau das trifft auf das Mercedes-Benz C220d T-Modell zu. Der Mittelklasse-Schwabe ist der Verkaufsschlager der Stuttgarter, kostet eine stattliche Summe und… ja was kann der Mittelklässler denn noch? Genau das wollen wir im Drive Check herausfinden.

    Mercedes-Benz C220d T-Modell Fahrbericht

    Mercedes-Benz C220d T-Modell Design Check

    Definieren wir doch zuallererst das Feld der Mittelklasse. Hierzu gehören ganz klar der BMW 3er – der Erzrivale des Mercedes-Benz C220d – wie auch der Volkswagen Passat. Andererseits darf man auch einen Mazda 6 oder einen Opel Insignia dazuzählen. Und wenn Sie an dieser Stelle bereits mahnend den Zeigefinger heben, dann haben sie vollkommen recht! Klar, die C-Klasse ist deutlich kompakter als die genannten Mitstreiter – mal abgesehen vom BMW. Und doch buhlen all diese Kandidaten um die Mittelklasse. Und da wir schon beim Thema sind, checken wir doch direkt die Abmessungen:

    Der Schwaben-Kombi misst 4,70 m in der Länge, 2,02 m in der Breite (inkl. Außenspiegeln) und knapp 1,46 m in der Höhe. Zum Vergleich: der Opel Insignia Sportstourer kommt auf stattliche 4,98 m! So könnte man auch zu dem Schluss kommen, dass das Mercedes-Benz C220d T-Modell eher mit einem Skoda Octavia Combi oder Volkswagen Golf Variant konkurriert. Ganz falsch läge man damit nicht.

    Eine C-Klasse muss man sich leisten wollen, wird dann aber auch verwöhnt!

    Mercedes-Benz C220d T-Modell Fahrbericht

    Dennoch: Die Schwaben nennen es Mittelklasse – also bleiben auch wir dabei. Aber einfach nur Mittelklasse? Das wäre zu schnöde! Nein, das Mercedes-Benz C220d T-Modell ist ein Premium-Kombi, möchte mehr hermachen, als einfach nur Ladung von A nach B zu bringen. Er möchte dem Auge schmeicheln, möchte ausdrücken, dass man es zu etwas gebracht hat und das Verlangen anstacheln, ihn sich zu leisten. Wie er das macht? Nun, da wäre zum einen der Stern im Kühlergrill (nicht mehr auf der Haube!), der seit jeher für teure, aber qualitativ hochwertige Fahrzeuge steht. Zum anderen ist es die Optik – ganz klar!

    So kann man wählen, ob man mit dem Basis-Modell zufrieden ist, oder doch lieber zur Ausstattungslinie „Avantgarde“, „Exclusive“ oder „AMG Line“ greifen möchte. Letztere macht mit großen Lufteinlässen und Felgen schon etwas auf „dicke Hose“. Avantgarde wirkt sportlich und dynamisch aber nicht übertrieben, während Exclusive eher nobel-elegant wirkt. Unser Fahrzeug kam als Avantgarde und brachte dezente, matte Chromleisten, schicke Leichtmetallräder in 18 Zoll (optional, Serie: 17 Zoll) und ein dezent tiefergelegtes Fahrwerk mit.

    Der Stern sitzt auch bei ihm im Kühlergrill. Was etwas enttäuscht: Der Mercedes-Benz C220d ist eindeutig ein Diesel; warum ist man nicht charakterstark genug, um echte Endrohre zu installieren? Warum müssen es angedeutete Blenden sein?

    Nichtsdestotrotz ist und bleibt das Mercedes-Benz C220d T-Modell ein hübscher Premium-Kombi. Die Linienführung ist straff, wie ein Slim-Fit-Anzug, das Greenhouse knapp, der Blick vor allem mit den Multi-Beam-LED-Scheinwerfern autoritär. Außerdem wirkt das Ganze edel und teuer, wie ein Armani-Anzug. Von der Stange zwar, aber nicht günstig. Und kalkuliert man die eher kurzen Abmessungen ein, drückt man aus, dass man für sein Geld mehr bekommen hätte, man aber bewusst darauf verzichtet hat. Das ist ein wenig wie die Wahl zwischen dem Armani-Anzug und der kompletten Garnitur an Adidas-Trainingsanzügen.

    Mercedes-Benz C220d T-Modell Innenraum Check

    Und innen? Da kann der Mercedes-Benz C220d genauso kneifen, wie ein Slim-Fit-Anzug. Platz nimmt man auf bequemen Sitzen mit angenehmen Seitenhalt, wenn man sich für das Avantgarde-Innenraumpaket entscheidet. Hier passt auch die Sitzposition, da sich das Gestühl angenehm tief einstellen lässt. So fühlt man sich direkt mit der Straße verbunden. Auch das Platzangebot in der ersten Reihe geht in Ordnung, wirkt aufgrund der breiten Mittelkonsole aber etwas beengt. Hinten sieht die Welt aber ganz anders aus: Hier mag man als großgewachsener Erwachsene gar nicht sitzen! Es fehlt weniger an Kopf-, als vielmehr an Bein- und vor allem Fußraum. Dazu hockt man auf einer zu tief montierten Rückbank, die stark angewinkelte Beine bedingt.

    Der Innenraum ist selbsterklärend!

    Also lieber schnell weiter zum Kofferraum. In einen Kombi muss schließlich etwas reinpassen. Im Fall des Mercedes-Benz C220d T-Modells sind das 460 Liter bei aufgestellten Rücksitzen. Und hier müssen wir wieder den Vergleich zur Kompaktklasse ziehen: Jedes Derivat im Kompakt-Segment bietet mindestens 500 Liter! In der C-Klasse überlegt man also lieber zweimal, bevor man seine Hilfe beim Umzug anbietet. Maximal stehen 1.480 Liter bereit, das geht in Ordnung, ist aber auch kein Ruhmesblatt. Immerhin fällt die Ladekante angenehm niedrig aus.

    Aber irgendetwas muss doch positiv herausstechen? Ja, und zwar die hochwertige Verarbeitung und gute Materialwahl – das war vor dem Facelift noch nicht unbedingt so. Spaß macht auch das volldigitale Instrumenten-Display, das gegen Aufpreis von knapp 900 Euro alle wichtigen Infos auf einem 12,3-Zoll-Display anzeigt. Und auch sonst hat das aktuelle Modell einen Sprung ins Hier und Jetzt gemacht: Induktives Laden, ein Head-Up-Display für knapp 1.200 Euro, Android Auto und Apple CarPlay – alles möglich. Gegen teils saftige Aufpreise versteht sich.

    Allerdings MUSS man nicht mehr zwingend zum Top-Infotainment greifen, um halbwegs entertaint zu werden, da das 10,25-Zoll-Infotainment-Display auch unabhängig vom großen Navi „Command Online“ erhältlich ist. Schade nur, dass die Bedienung weiterhin nicht gerade leicht von der Hand geht. Gesteuert wird das Ganze nämlich über einen Dreh-Drücksteller in der Mittelkonsole. Neulinge sollten sich eine halbe Stunde nehmen, bevor sie zum ersten Mal ein Navi-Ziel eingeben. Auch die Nutzung des Multifunktionslenkrad über die Touch-Flächen ist irritierend. Möchte man beispielsweise die Lautstärke des Lieblingssongs erhöhen, kann es passieren, dass man mit dem Daumen durch den Bordcomputer scrollt. Das ist noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Dasselbe gilt für die Position des Handbrems-Knopfs: Dieser befindet sich ungefähr dort, wo man die Entriegelung der Motorhaube erwartet – unbequem und umständlich. Oh je, oh je.

    Mercedes-Benz C220d Motoren Check

    Mittelklasse. Also auch leistungsmäßig irgendwo zwischen wenig und viel. Nun, ein 220er Diesel hat bei Mercedes mittlerweile 143 kW/194 PS! Wir erinnern uns ans Jahr 2005 zurück, als der Golf 5 GTI mit 200 PS die Vollfettstufe der Kompaktklasse markierte. Und heute? Da fährt ein „Vertreter-Kombi“ mit knapp 200 PS daher. Und „Vertreter-Kombi“ ist gewiss nicht negativ zu interpretieren, aber dazu im Fahreindruck Check mehr.
    Unter der langen Haube werkelt ein klassenüblicher Vierzylinder mit 2.0 Litern Hubraum und liefert 400 Nm ab 1.600 U/min. Das Ganze hat mit dem Leergewicht von gut 1,6 Tonnen leichtes Spiel, sodass man bei Bedarf in sieben Sekunden auf 100 km/h sprinten kann. Wer das Gaspedal stehen lässt, erreicht 233 km/h Topspeed. Wer permanent Vollgas fährt, erntet natürlich keine niedrigen Verbräuche. Wer aber dynamisch unterwegs ist, hier und dort mit Sinn und Verstand fährt, schafft in der Realität sechs Liter Realverbrauch – und das ist für knapp 200 PS wirklich beachtlich. Besonders beim dynamischen Potenzial des Diesels. Angegeben ist das Aggregat zwar mit 4,7 bis 4,4 Litern, aber auch die kann man erreichen. Dazu muss man jeglichen dynamischen Gedanken aber zu Hause lassen.

    Den C220d kann man richtig sparsam fahren!

    Die Kraftübertragung übernimmt übrigens die 9G-Tronic – eine Neungang-Automatik. Sie leitet die Kraft an die Hinterräder, auf Wunsch gibt es den Allradantrieb 4Matic. Das Getriebe arbeitet unauffällig, zügig und geschmeidig – so, wie man es von einem Mercedes-Benz erwartet. Natürlich emittiert der Mercedes-Benz C220d stehts saubere Abgase und ist nach der Euro 6D-ISC-FCM Abgasnorm eingestuft.

    Mercedes-Benz C220d T-Modell Fahreindruck Check

    Das Motoren-Kapitel klingt schon besser, als der Innenraum-Check. Und wie sieht es mit dem Fahreindruck aus? Bestens! Man mag es nicht glauben, aber dieser Mercedes lässt sich dynamisch bewegen, wie man es eigentlich von seinem Münchner Wettbewerber kennt. Die Lenkung gibt sich direkt und ermöglicht ein zielgenaues Fahren. Sie ist angenehm sämig und arbeitet mit leicht erhöhten Rückstellkräften – alles so, wie man es sich wünscht.

    Über 1.100 Kilometer mit nur einer Tankfüllung? Kein Problem!

    Zusammen mit der strammen Avantgarde-Federung wird das Mercedes-Benz C220d T-Modell zu einem richtig wendigen Mittelklässler. Man muss allerdings erwähnen, dass die Abstimmung – gerade bei langsamer Fahrt – etwas störrisch ausfällt und Stöße an die Insassen wenig gefiltert weitergibt. Bei Tempo liegt der Schwabe aber sehr sauber und macht hohe Geschwindigkeiten zum Vergnügen. Man hat immer das Gefühl von unerschütterlicher Sicherheit. Und genau das ist es, was der „Vertreter“ schätzt: Schnell von Termin zu Termin kommen, dabei aber entspannt bleiben. Der Vierzylinder geht stets nachdrücklich voran, hält sich mit seiner Geräuschentwicklung aber im Hintergrund. Das trägt einen entscheidenden Teil zum Fahrkomfort bei. Hier konnte vor allem der 2,1 Liter Vierzylinder, der vor dem Facelift verbaut wurde, nicht mithalten.

    Mercedes-Benz C220d T-Modell Preis Check

    Kommen wir zum wundesten Punkt, dem Preisniveau. Der Mercedes-Benz C220d startet als T-Modell bei 44.630 Euro – in der Basis, versteht sich. Für den Allradantrieb 4Matic muss man rund 2.500 Euro Aufpreis kalkulieren, für Metallic-Lack nochmal rund 930 Euro. Dazu kommen das Avantgarde Exterieur und das Avantgarde Interieur. Und so hat man die 50.000 Euro schon geknackt, bevor man überhaupt an richtige Extras gedacht hat.

    Wie wäre es etwa mit dem Fahrassistenzpaket? Das kostet etwa 2.500 Euro. Und Nettigkeiten, wie das große Infotainment, eine Lordosenstütze, die Multi-Beam-Scheinwerfer und so weiter und so weiter sind noch gar nicht einkalkuliert. So kommt man schnell auf 60.000 Euro. Unser Fahrzeug kostet in Wunschkonfiguration 63.000 Euro. Das wirkt so gar nicht nach Mittelklasse.

    Eine C-Klasse muss man sich leisten wollen, wird dann aber auch verwöhnt!

    Mercedes-Benz C220d T-Modell Zielgruppencheck und Fazit

    Premium! Ja das ist das Mercedes-Benz C220d T-Modell! Der Schwabe sieht top aus, macht auch innen richtig etwas her und fährt sich, wie auf sprichwörtlichen Schienen. In Sachen Fahrsicherheit, Souveränität, Prestige und auch beim Verbrauch macht ihm so schnell keiner etwas vor. Bei der Bedienung, beim Platzangebot und auch beim Preis lässt der Stuttgarter aber empfindlich federn. Und so empfiehlt sich das Modell vor allem, wenn man es nicht selbst bezahlen muss und maximal zu zweit unterwegs ist. Und das passt, schließlich wird der Mercedes-Benz C220d oft als Dienstwagen gewählt. Keine schlechte Wahl.

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    Tipp

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    Zuletzt aktualisiert: Februar 2021

    Jens Stratmann

    Automobil-Journalist

    Baujahr 1979, technisch im einwandfreien Zustand! Nach einer Ausbildung und über elf Jahren Erfahrung im KFZ-Bereich, machte Jens seine Passion zu seinem Beruf. Jens schreibt Beiträge über Neu- und Gebrauchtwagen, die auf persönlichen Erfahrungen und Fahrtests zu dem jeweiligen Auto basieren.

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