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    NÜTZLICHE INFOS RUND UM DEN AUTOMARKT

    Ford Tourneo Custom PHEV Fahrbericht | Test | Review

    Schnell zum schwedischen Möbelhaus, eine neue Kommode kaufen, die Gartenabfälle wegbringen und die Vierbeiner zum Hundeplatz bringen. Und was macht man mit dem ganzen Platz, der dann noch übrig ist? Diese Frage werden sich Besitzer eines Ford Tourneo Connect berechtigterweise stellen, denn der Maxi-Van bietet mehr als genügend Platz. Nun wurde der Kölner als Plug-In Hybrid vorgestellt und soll nicht nur Platz, sondern auch höchste Nachhaltigkeit bieten. Das schauen wir uns im Drive Check etwas genauer an!

    Ford Tourneo Custom PHEV Frontsicht

    Ford Tourneo Custom PHEV Design Check

    Optisch lässt sich der Plug-In Hybrid – dafür steht PHEV im Grunde – kaum von seinem nagelnden Tourneo-Kollegen unterscheiden. Einzig die im oberen Bereich der Frontschütze versteckte Klappe – ganz subtil – verrät den Plug-In Hybriden. Dahinter verbirgt sich der Ladeanschluss für die Batterie. Ansonsten zeigt sich der Ford Tourneo Custom PHEV als typischer Kastenwagen.

    Ford Tourneo Custom PHEV steht an der Ladesäule

    Ford Tourneo Custom PHEV Seitenansicht

    Nichtsdestotrotz wirkt der Kölner recht wertig und edel. Das zeigt sich vor allem an der Front mit dem ausladenden, Ford-typischen Kühlergrill. Zusammen mit den großen Scheinwerfern mit auffälligem LED-Tagfahrlicht ergibt sich so ein selbstbewusster Auftritt. Die Seitenlinie, nach hinten ansteigend, verleiht ihm dabei ein wenig Dynamik. Praktisch – vor allem in engen Parklücken – gestalten sich die Schiebetüren, während die abgedunkelten Scheiben Privatsphäre schaffen.

    Das Heck ist geprägt von den vertikalen Rückleuchten, die sich nahezu über die gesamte hintere Dachsäule strecken. Ein mittlerweile typisches Ford Tourneo Connect Stilmittel. Ansonsten ist das Heck unaufgeregt und zeigt sich von der praktischen Seite. Im Süden nichts Neues, also.

    Ford Tourneo Custom PHEV Blick in den Innenraum

    Ford Tourneo Custom Innenraum Check

    Was im Innenraum auffällt – vor allem mit vollem Akku – ist die gespenstische Ruhe. Einzig ein leises Surren des Elektromotors ist zu vernehmen. Unterscheidet sich der Ford Tourneo Connect PHEV sonst von seinen Diesel-Brüdern? Keineswegs!

    Je nach Wahl stehen sechs bis acht Sitze bereit. Vorn sitzt man bequem und thront auf den straffen Polstern über den Dingen. Hinten herrschen nahezu unbegrenzte Sitz-Kombinationsmöglichkeiten. Außerdem gibt es 12-Volt-Steckdosen und USB-Anschlüsse, damit dem Entertainment auf der Langstrecke nicht die Luft ausgeht. Apropos Luft: Natürlich gibt es eine separate Klimazone für hinten.

    Ab der Ausstattungslinie Titanium serienmäßig: Das gute Ford Sync3 Infotainment. Es bietet nicht nur eine kabellose Smartphone-Anbindung via Bluetooth, sondern Apple CarPlay und Android Auto – das jedoch über Kabel. Bedient wird alles über ein ordentliches 8-Zoll-Display, eine Lenkradfernbedienung oder die Sprachsteuerung. Man findet sich im System schnell zurecht und hat sogar noch echte Drehregler. Darunter stellt man – klar, einfach, strukturiert und übersichtlich – das Klima ein. Es kann so einfach sein. Spaß macht das „Ford Pass Connect“. Es bietet Life-Verkehrsinfos und einen WLAN-Hotspot, über den bis zu zehn Personen mit dem Internet verbunden werden können.
    Für den ganzen Krimskrams, den man Tag für Tag mitschleppt, stehen zahlreiche Ablagen bereit. So etwa ein Fach neben dem Wahlhebel des Getriebes, mehrere Türtaschen, ein Handschuhfach für den Beifahrer oder mehrere Fächer auf dem Armaturenbrett. Dazu gibt es stabile Becherhalter links und rechts des Armaturenbretts. So wünscht man sich das von einem großen Van. Und das Kofferraumvolumen? Ja, hat er!

    Ford Tourneo Custom PHEV Blick unter die Motorhaube

    Ford Tourneo Custom PHEV Motoren Check

    Schauen wir uns das Herzstück des Ford Tourneo Custom PHEV genauer an. Für Vortrieb sorgt ein Drei-Phasen-Gleichstrom-Elektromotor – und zwar immer! Sollte der 13,6 kWh-Batterie der Saft ausgehen, springt der 1.0 Liter Ecoboost Motor mit 92 kW/125 PS ein. Der Dreizylinder-Benziner fungiert als Range-Extender. Sprich: Der Verbrenner erzeugt Strom, speist ihn in den Akku oder direkt an den E-Motor. Das Interessante an diesem Konzept ist, dass die Motoren seriell laufen – also in Reihe geschaltet sind, wenn man so will. Das heißt: Der Antrieb an die angetriebenen Vorderräder erfolgt ausschließlich über den E-Motor. Bei den meisten bekannten PHEVs hat man die Wahl – entweder, oder!

    Der 13,6 kWh Akku ist übrigens zwischen den Achsen im Unterboden montiert und schränkt die Fahrdynamik damit wenig ein, sieht man einmal vom Gewicht von über 2,5 Tonnen ab. Geladen wird am Schnellader oder an einer gewöhnlichen Haushaltssteckdose. Letzteres dauert rund vier Stunden bei 230V/10A, am Typ 2 Lader werden rund drei Stunden daraus.

    Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 120 km/h gedrosselt. Unter anderem wohl deshalb, damit die maximale elektrische Reichweite von 56 km nicht allzu schnell schrumpft. Im Alltag ist der Akku aber ohnehin meist bei 30 km aufgebraucht. Dann schaltet sich der Dreizylinder hinzu, der gemäß WLTP mit 3,6 Litern angegeben ist. Dieser Wert entspricht den ersten 100 km mit vollem Akku. In der Realität bewegt man den Ford Tourneo PHEV eher mit 7-11 Litern.

    Ford Tourneo Custom PHEV Seitenansicht

    Ford Tourneo Custom PHEV Fahreindruck Check

    Ist der Akku vollgeladen, fährt man zunächst rein elektrisch und nahezu geräuschlos. Und um das – je nach Situation – am besten zu gewährleisten, stehen vier Fahrmodi bereit. Da wäre erstens der EV-Auto-Modus als Standardeinstellung. Wenn es geht, fährt der Ford Tourneo PHEV hier elektrisch. Bei geringer Leistungsanforderung merkt man den Benziner dazu wenig. Fordert man jedoch starke Beschleunigung, wird es laut, da der Ford Tourneo Connect PHEV alle Hände voll mit dem E-Boost und der Batterieladung zu tun hat. Der Dreizylinder wird gefordert und bleibt auf einem konstant hohen Drehzahlniveau. Beschleunigungsorgien darf man trotzdem nicht erwarten.

    Sparsam ist er nicht!

    Zweitens steht der EV-Now-Modus bereit, der einzig Vortrieb über den Akku erlaubt. Dies ist besonders in der Großstadt sinnvoll, in denen beispielsweise einzelne Gebiete für Verbrenner verboten sein können. Der dritte Modus ist der EV-Later-Mode. Hier läuft der Verbrenner permanent und der Akku wird für später gespart. Das kann auf gemischten Etappen mit finalem Stadteinsatz sinnvoll sein. Und zu guter Letzt – Mode Nummer vier – gibt es noch den EV-Charge Modus. Hier liefert der Benziner Power, um die Batterie konsequent zu laden. Wechselt man mit dem Getriebe von D auf L, rekuperiert der Ford Tourneo PHEV stärker, sodass man das von vielen Stromern bekannte One-Pedal-Driving betreiben kann. Fast zumindest.

    Heckansicht

    Ford Tourneo Custom Preis Check

    Kommen wir zu einem Schmerzthema: dem Preis. Ein Ford Tourneo Custom mit Diesel startet bei gut 42.000 Euro. Als PHEV kommt auf mindestens 71.900 Euro. Da muss man schon schlucken – eine Stange Geld! Addiert man das im Testwagen installierte Sitzpaket, den aktiven Parkassistenten, die Bi-Xenon-Scheinwerfer, das schicke Chroma-Blau und noch ein, zwei Extras mehr hinzu, kommt man unter dem Strich auf 76.791 Euro. Den Ford Tourneo Custom PHEV muss man also wirklich wollen. Bundesförderung hin oder her.

    Ford Tourneo Custom PHEV steht an der Ladesäule

    Ford Tourneo Custom Zielgruppencheck und Fazit

    Nennen wir das Kind beim Namen: Wirklich Sinn macht der Ford Tourneo Custom als PHEV nicht. Die rein elektrische Reichweite ist in der Realität zu gering und der Verbrauch bei normalem Einsatz einfach zu hoch. Ein sparsamer Diesel ist hier wirklich – ohne rosarote Diesel-Brille – die vernünftigere Wahl. Immerhin ist diese Variante knapp 30.000 Euro günstiger! So kann man sich, objektiv betrachtet und über den Tellerrand geschaut, einen Ford Tourneo Custom für die Langstrecke kaufen und für die Differenz von 30.000 Euro einen reinen Stromer für die Stadt. Den Renault Zoe haben wir erst jüngst vorgestellt, der preislich gut in diesen Rahmen passen würde.

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    Zuletzt aktualisiert: Januar 2021

    Jens Stratmann

    Automobil-Journalist

    Baujahr 1979, technisch im einwandfreien Zustand! Nach einer Ausbildung und über elf Jahren Erfahrung im KFZ-Bereich, machte Jens seine Passion zu seinem Beruf. Jens schreibt Beiträge über Neu- und Gebrauchtwagen, die auf persönlichen Erfahrungen und Fahrtests zu dem jeweiligen Auto basieren.

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