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    Neu: Audi A6 50 TFSIe quattro im Fahrbericht!

    Die Elektrifizierung geht in die nächste Runde, bevor es dem Verbrenner komplett an den Kragen geht. Wir sind den Audi A6 50 TFSIe quattro gefahren, einen Vierzylinder-Hybriden, der die Business-Limousine standesgemäß antreibt. Die nächste Generation wird allerdings komplett ohne Verbrenner auskommen, wie Audi bereits anhand des Audi A6 e-tron concept zeigt. Wir wollen dem aktuellen Saubermann aber nochmal auf den Zahn fühlen und erfahren, was der Audi A6 50 TFSIe quattro kann.

    Audi A6 50 TFSIe quattro Design Check

    Von außen gibt sich der Audi A6 50 TFSIe quattro völlig zahm und wirkt – ganz unscheinbar – wie eine ganz normale Business-Limousine. Auch die Abmessungen von 4,94 m in der Länge, 1,87 m in der Breite und 1,46 m in der Höhe verraten nichts vom elektrifizierten Antrieb. Und das macht wirklich gar nichts aus, schließlich gehört der Audi A6 zu den Schönlingen in der gehobenen Mittelklasse. Mit seinem stattlichen Single-Frame-Grill macht er im Rückspiegel schnell klar, wer hier gerade die linke Spur für sich beansprucht. Wenn man dann noch einen freundlichen Gruß per Lichthupe aus den Matrix-LED-Scheinwerfern bekommt, spürt man, dass der Hintermann nicht nur gutes Licht zu schätzen weiß, sondern auch gerne zügig unterwegs ist. Der Audi A6 50 TFSIe quattro ist ein Fahrzeug, das dazu herzlich einlädt, aber dazu später mehr.

    Nehmen wir den Ingolstädter genauer unter die Lupe, stellen wir fest, dass hier alles so akkurat sitzt, wie man es von Audi kennt – und auch erwartet. Der A6 wirkt ernst aber kühl. Zwar sind die Zeiten, in denen ein Audi als „Lehrer- und Buchhalter-Auto“ galt, vorbei. Wer aber keinen Wert auf Optik legt, die schönen Felgen im Konfigurator lässt und das S-Line Paket für „Nonsens“ erachtet, bekommt einen nackten Hund. Dann nämlich macht der Audi A6 50 TFSIe quattro nicht viel her. Erst wenn man in mindestens 20 Zoll große Felgen, einen schicken Lack und weitere Nettigkeiten investiert, macht der A6 auch einen Eindruck, der zum Preisschild passt.

    Dennoch: Der Audi A6 50 TFSIe quattro ist von Haus aus kein hässliches Entlein. Die Proportionen sitzen so straff, wie die Anzüge von Conor McGregor, die Kanten und Sicken so akkurat, wie die Bügelfalten von Gerhard Schröders Brioni-Hosen. Anders als der Altkanzler, der sich gerne einer Zigarre widmet, fehlen dem Audi A6 50 TFSIe quattro aber die Flöten fürs Abgas – zumindest auf den ersten Blick. Anstatt auf sichtbare Endrohre zu setzen, versteckt man die beiden Pfeifen lieber hinter dem Stoßfänger – und das sieht gar nicht verkehrt aus. Ansonsten muss man den Audi A6 50 TFSIe quattro wohl nicht weiter beschreiben: die Optik ist bekannt und beliebt.

    Audi A6 50 TFSIe quattro im Fahrbericht!

    Der neue Audi A6 50 TFSIe quattro im R+V Drive Check. Wie sparsam kann man den Hybrid bewegen?

    Von der Front, ein typischer Audi A6.

    Den Plug-in-Hybrid erkennt man an den zwei Lade- bzw. Tankklappen.

    In den Radäusern des Audi A6 50 TFSIe drehen sich optional auch formvollendete Felgen.

    Wir sind die sportliche Ausstattungslinie gefahren, leider auch oft über verschmutze Landstraßen.

    Audi A6 50 TFSIe quattro Innenraum Check

    Auch innen muss man tief in die Tasche greifen, um es sich wohnlich zu machen. Das liegt nicht an der Verarbeitung des Audi A6 50 TFSIe quattro – ganz im Gegenteil! Der Ingolstädter ist makellos verarbeitet, gefällt mit tollen Materialien und einem modernen Auftritt. Besonders die digitalen Instrumente sind gestochen scharf mit schöner Animation, aber nur geringen Möglichkeiten bei den Darstellungen. Und was noch auffällt: Durch die Vielzahl an Displays und hochglänzenden Oberflächen ist der Innenraum ein wahres Fingerabdruck-Paradies!

    Bei der Bedienung zeigen sich ebenfalls Schwächen: Gefällt der kleine Automatik-Wahlhebel noch, wird es beim Fehlen des Lichtschalters schon schwieriger. Ist die etwas zerklüftete Optik des Armaturenbretts noch Geschmackssache, wird es mit dem Infotainment und vor allem mit der Klimabedienung komplizierter. Gerade Letztere erfordert bei jedem Bedienen den Blick von der Straße abzuwenden, da sie auf einem Touchdisplay angezeigt wird. Außerdem wechselt die Oberfläche, wenn man z.B. im Navi-Menü ist, damit man hier die handschriftliche Eingabe vornehmen kann. Nett gedacht, aber – gerade anfangs – verwirrend. Nicht viel besser ist es mit dem Infotainment: Wirkt es eingangs noch logisch, wird es mit zunehmender Menütiefe komplizierter. Die Sprachsteuerung kann hier abhelfen, ist aber nicht so gut, wie etwa das MBUX von Mercedes-Benz. Immerhin(!): es gibt noch einen Drehknopf für die Lautstärke. Dieser ist jedoch eher für den Beifahrer gedacht und vom Fahrersitz aus nur mit Verrenkungen zu erreichen. Aber dafür gibt es ja das Multifunktionslenkrad.

    Keine Klagen gibt bei den Platzverhältnissen vorn – hier wirkt der Ingolstädter sogar richtig luftig. Hinten geht es aber etwas enger zu. Für vier reicht der Platz, zu fünft wird es eng. Und ausufernd sind die Platzverhältnisse auch nicht, gerade für Großgewachsene. Hier ist vor allem die Kopffreiheit ein limitierender Faktor. Doch auch die Beinfreiheit ist nur Durchschnitt.

    Knapp bemessen ist aber nicht nur der Fond: das Ladeabteil fällt gegenüber seinen Brüdern, die auf Elektrifizierung verzichten, spürbar kleiner aus. 360 Liter stehen nur noch bereit – das ist unteres Kompaktklasse-Niveau! Grund dafür ist die Unterbringung des Akkus. Gerade deshalb sollte man sich die umklappbaren Rücksitzlehnen gönnen – natürlich gegen Aufpreis - und das müssen wir in dieser Preisklasse wirklich schon kritisieren.

    Audi A6 50 TFSIe quattro im Fahrbericht!

    Der Kofferraum füllt dank der Hybrid-Batterie recht klein aus. Die umlegbaren Rücksitzlehnen werden zum Pflichtkauf.

    Ausreichend Platz für zwei Personen, Großgewachsene werden die Kopffreiheit bemängeln.

    Wohlfühloase vorne, dreistufige Sitzheizung, Klimaautomatik und optional ein sehr leises dahingleiten.

    Die Sitzposition ist prima, Ablagen sind ausreichend vorhanden.

    Nettes Feature: Die 3D-360° Kamera. Hier lässt sich nun wirklich jeder Parkrempler vermeiden.

    Das digitale Display ist ausgereift und lässt sich im beschränkten Rahmen auch individualisieren.

    Audi A6 50 TFSIe quattro Antriebs Check

    Schauen wir aufs Herzstück des Audi A6 50 TFSIe quattro. Unter der Haube schlummert ein 2.0 Liter Vierzylinder, der allein 185 kW/252 PS und 370 Nm generiert. Hinzu gesellt sich eine E-Maschine mit 105 kW/143 PS, die eine Reichweite von 46 km ermöglichen soll – ohne den Verbrenner, versteht sich. Je nach Streckenprofil sollten sich zwischen 40 km bis sogar 70 km einstellen. Und dank der 350 Nm des E-Motors macht das rein elektrische Fahren auch richtig Spaß. Vor allem, da man damit fast alle Bereiche abdecken kann, da die elektrische Höchstgeschwindigkeit bei 140 km/h liegt.

    Die maximale Leistung – also in optimaler Harmonie zwischen beiden Motoren – liegt bei 450 Nm Systemdrehmoment und 220 kW/299 PS. Damit ist eine Beschleunigung von null auf 100 km/h in 6,2 Sekunden möglich. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h.

    Viel wichtiger als das sind aber die Ladezeiten des 14,2 kWh fassenden Akkus im Kofferraum. 145 min braucht eine maximale Ladung an der Wallbox. Schade, dass man den A6 nicht am Schnellader auftanken kann, sondern mit maximal 7,4 kW. Somit scheiden Schnelllader, beispielsweise an Autobahn-Raststätten, aus. Die Haushaltssteckdose empfiehlt sich nur für den Ladevorgang über Nacht, da sie für eine vollständige Ladung knapp 7,5 Stunden benötigt.

    Schauen wir auf den Verbrauch: Laut NEFZ soll der Audi A6 50 TFSIe quattro mit 1,9 Liter auf 100 km auskommen. Schöne Laborwerte. In der Realität – wenn man viel lädt – kommt man auf 6,5-6,8 Liter. Das ist für ein 2,1 Tonnen-Fahrzeug aber immer noch aller Ehren wert. Lässt man das mit dem Laden, oder lädt ggf. den Akku mit Hilfe des Benziners auf, können auch zweistellige Werte realisiert werden - was sich spätestens an der Tankstelle negativ bemerkbar macht. Fun-Fact: Die Ladeklappe für den Typ2-Ladeanschluss kann per Druck auf die Klappe geöffnet werden, die Tankklappe wird per Taster entriegelt.

    Audi A6 50 TFSIe quattro im Fahrbericht!

    Typ 2 Ladeklappe an der linken Seite, ärgerlich für die Ladesäulen, die parallel zur Straße stehen.

    Unter der Haube spielt die Musik. Der 2.0 Liter 4-Zylinder bekommt Unterstützung durch einen Elektroantrieb.

    Getankt wird auf der rechten Seite, der Audi A6 50 TFSIe quattro hätte gerne Benzin / Super mit mindestens 95 Oktan.

    Audi A6 50 TFSIe quattro Fahreindruck Check

    Und wie fährt sich der Audi A6 50 TFSIe quattro? Mit den adaptiven Stoßdämpfern für rund 1.200 Euro Aufpreis richtig gut. Der Ingolstädter federt stramm aber komfortabel genug. Mit Hilfe der sauber abgestimmten Lenkung ergibt sich ein dynamisches Fahren – dank quattro wie auf den sprichwörtlichen Schienen. Wenn wir uns etwas wünschen dürften, wäre es eine Nuance mehr Komfort, die man dieser Klasse grundsätzlich unterstellen würde.

    Zum dynamischen Fahren lädt auch die bissige Bremsanlage ein. Für das Gegenteil sorgt das digitale „Gas-Pedal“, das zum Sparen mahnt. Es ist gekoppelt an das Navigationssystem und bewirkt, dass der A6 am Ortsschild die vorgeschriebenen 50 km/h fährt, ohne auch nur einmal die Bremse betätigt zu haben. Die Basis dafür bilden sehr aktuelle Navi-Daten, wie auch der zuverlässige Verkehrszeichen-Assistent und das funktioniert erstaunlich gut. Auf unserer ca. 1.600 km langen Teststrecke haben wir oft das Fahrzeug entscheiden lassen.

    Zum sparsamen Gleiten lädt obendrein der hohe Geräuschkomfort ein. Wer das Gaspedal aber etwas derber tritt, bekommt es mit dem rauen Vierzylinder zu tun. Dieser wird beim Ausdrehen akustisch präsent, aber nicht aufdringlich, schaltet sich ruckfrei zu. Sein Lauf ist aber etwas unpassend und ungehobelt – ein Vierzylinder eben. Bei Vollgas, erst recht beim Überschreiten des Kickdown-Punkts, schnellt der Ingolstädter dann nach vorn, dass richtige Lachfalten entstehen können. Vor allem wenn man bedenkt, dass hier „nur“ ein Vierzylinder unter der Haube werkelt. Die Kraft der zwei Herzen macht dem A6 mächtig Beine. Den leistungsstärkeren 55 TFSI e vermisst man nicht.

    Wichtig ist, wenn man wirklich sparen möchte, seine Fahrten stets mit vollem Akku zu starten. Dann nutzt das Energie-Management so oft es geht die im 14,1 kWh großen Akku gespeicherte Energie und treibt den A6 elektrisch an. Selbst auf Autobahnen klappt das gut, wenn man die Geschwindigkeitsbereiche oberhalb von 140 km/h meidet. Insgesamt kann man mit dem Audi A6 50 TFSIe quattro nahezu autonom dahingleiten. Nur der Spurhalte-Assistent erscheint etwas veraltet, da jener Lenkimpulse braucht, um zu spüren, dass der Fahrer noch da ist. Ein kapazitatives Lenkrad, wie es etwas das Facelift des Volkswagen Passat aufweist, wäre hier wünschenswert.

    Audi A6 50 TFSIe quattro Preis Check

    Man ahnt es schon: Der Audi A6 50 TFSIe quattro ist kein günstiges Vergnügen. Der Grundpreis von 58.700 Euro mag noch angemessen erscheinen. Aber spätestens beim Stöbern durch die Extras sollte man besser weich sitzen. Die Metallic-Lackierung kostet 1.000 Euro Aufpreis, gratis bekommt man nur den Uni-Lack „Brillantschwarz“. Richtig hübsch wird der A6 außerdem erst mit dem S-Line-Paket für mindestens 1.850 Euro und 21-Zoll-Felgen für 3.100 Euro. Dann fährt man aber immer noch die Standard-Stoffsitze spazieren – und das will doch wirklich niemand, oder? Die Ledersitze kommen nochmals auf mindestens 1.050 Euro, die Sitzheizung steht für 380 Euro in der Liste. Und wenn sie nicht gestorben sind, studieren sie die ewig wirkende Aufpreis Liste noch heute.

    Man kann den Preis eines Audi A6 50 TFSIe quattro ganz einfach auf 90.000 Euro bringen – das muss einem der Spaß der oberen Mittelklasse erstmal wert sein. Ein Skoda Superb Plug-In-Hybrid bietet mehr Platz bei gleichen Abmessungen und ähnlichen Fahrleistungen – und kostet erheblich weniger.

    Audi A6 50 TFSIe quattro im Fahrbericht!

    Keine sichtbaren Endrohre, aber ein dezenter Hinweis auf die Leistung.

    Zwei Getränkehalter mit Stromanschluss in der Mitte, bitte den Kaffee oder das Wasser nicht verschütten.

    Uns überzeugte der Audi A6 50 TFSIe vor allem innerstädtisch – dann schafft er rein elektrisch bis zu 70 km mit einer Akkuladung.

    11 kW Ladeleistung wäre ein Traum, dann könnte man das Fahrzeug auch an die meisten Ladesäulen in die Stadt stellen und würde keinem Elektromobilisten den Ladeplatz wegnehmen. Hier ist also noch Luft nach oben.

    Audi A6 50 TFSIe quattro Zielgruppencheck und Fazit

    Warum bietet Audi den Audi A6 50 TFSIe quattro nur als Limousine an? Gerade der eingeschränkte Kofferraum – bedingt durch den unter dem Ladeboden untergebrachten Akku – würde beim Avant einfacher zu verschmerzen sein. Ansonsten gefällt der Audi A6 50 TFSIe quattro mit erstaunlich niedrigen Verbräuchen. Zumindest dann, wenn man nur selten auf Langstrecken fährt und es insgesamt ruhig angehen lässt. Vertreter, die viele Kilometer am Stück – am liebsten mit hohen Tempi absolvieren – kommen weiterhin nicht am Diesel vorbei. Wer es etwas langsamer angehen lässt, der wird auch mit dem 50 TFSIe quattro Verbrauchswerte von unter 7 Liter im Alltag schaffen, wer häufig lädt wird drunter liegen. Wer die Vorteile des Elektromotors nutzt, der schafft innerstädtisch bis zu 70 rein elektrische Kilometer. Dafür macht es Sinn, den Strom zu sparen, was im Audi A6 50 TFSIe ebenfalls per Touch funktioniert.

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    Zuletzt aktualisiert: Oktober 2021

    Jens Stratmann

    Automobil-Journalist

    Baujahr 1979, technisch im einwandfreien Zustand! Nach einer Ausbildung und über elf Jahren Erfahrung im KFZ-Bereich, machte Jens seine Passion zu seinem Beruf. Jens schreibt Beiträge über Neu- und Gebrauchtwagen, die auf persönlichen Erfahrungen und Fahrtests zu dem jeweiligen Auto basieren.

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