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    2020 Ford Focus ST Fahrbericht | Test | Review

    Der Ford Focus ST ist nicht etwa ein Sportstourer, wie Kombis heute gerne genannt werden. Nein, ST steht für „Sports Technologies“ und macht den aktuellen Kompakten von Ford zur sportlichen Sahnehaube im Aufgebot der Kölner. Einen RS wird es wohl leider nicht geben. Weinen wir ihm also gar nicht erst hinterher, sondern sehen uns die Talente des Ford Focus ST an.

    Ford Focus ST Fahrbericht

    Ford Focus ST Design Check

    Ist er nicht ein echter Sonnenschein, der Ford Focus ST im knalligen Farbton „Tropical Orange Metallic“? Zumindest zieht er die Blicke auf sich und bereitet mit seinem warmen Farbton – besonders in dieser schwierigen Zeit – ein wenig gute Laune. Dabei kann der Kölner ganz schön grimmig aus seinen Voll-LED-Scheinwerfer schauen und wirkt mit seinem großen Kühlergrill in Wabenoptik geradezu gefräßig. Einen schicken Kontrast zum Gelb setzt die „Frontsplitter“-Optik in grau.

    Seitlich stechen besonders die Leichtmetallräder ins Auge. Ein serienmäßiger Ford Focus fährt mit 16-Zoll-Felgen vor, während der Ford Focus ST 18-Zoll-Felgen ab Werk mitbringt. Der Testwagen verfügte über das Styling-Paket, das das Fahrwerk um 10 mm tieferlegt und die Radhäuser mit 19-Zoll-Rädern füllt. Aufgezogen sind Reifen im Format 235/35 ZR 19. Hinter dem Räderwerk verbirgt sich eine groß-dimensionierte Bremsanlage mit 330er Bremsscheiben an der Vorderachse und 302er Scheiben an der Hinterachse. Natürlich installierte Ford rote Bremssättel als Indiz der Sportlichkeit.

    Am Heck passt der recht große Dachspoiler gut zum sportlichen Gesamteindruck. Schön auch, wie die Form des Daches in ihm aufgenommen wird. Was auffällt, ist das kleine Feld, das der Heckscheibenwischer von Nässe befreien kann. Etwas ungeschickt ist zudem der Fakt, dass die Rückfahrkamera ungeschützt ist und so dem Schmutz des Wetters ausgesetzt ist. Dafür gefällt sie mit einem schönen Bild. Gefällig wirkt auch die doppelflutige Auspuffanlage, die im Sportmodus mit sonorem Sound das Trommelfell verwöhnt.

    Der Ford Focus ST sorgt für ein temporäres Gesichtslifting!

    Mit seinen Abmessungen sticht der Ford Focus ST fast schon aus der Kompaktklasse heraus. In der Länge misst der Kölner 4,39 m und ist damit ganze elf Zentimeter länger als der Volkswagen Golf. Mit einer Breite von 1,98 m inklusive Außenspiegeln ist der Ford allerdings angenehm schmal. Die Höhe von 1,46 m entspricht recht genau dem Klassenprimus. Wer aber ist im Feld Kompakt-Sportler überhaupt der Klassenprimus? Der Volkswagen Golf GTI TCR basiert noch auf dem Golf 7. Bleiben der Renault Mégane RS, der Honda Civic Type R oder der Hyundai I30 N – alles echte Kaliber, wenn es um sportliches Vorankommen geht.

    Ford Focus ST Innenraum Check

    Schauen wir ins Interieur des Ford Focus ST. Was zuerst auffällt, sind die satt zupackenden Recaro-Sportsitze mit Lederbezug und prominenten „Recaro“-Schriftzügen. Sie ermöglichen eine sportlich-tiefe Sitzposition und sind sehr bequem. Der Halt ist dabei gut gelungen, kneift aber nicht – selbst bei beleibten Passagieren. Hinzu gesellt sich das etwas groß ausgefallene Lenkrad, das sich gut an die Sitzposition des Fahrers anpassen lässt. Auf seiner linken Speiche findet sich die Einstellungen für den adaptiven Tempomaten, der mitsamt der Schilderkennung gut funktioniert. Auf der rechten Lenkradspeiche bedient man das Infotainment und findet zwei weitere Tasten vor. Zum einen wartet die S-Taste auf die Aktivierung des Drive-Mode „Sport“. Die „Mode“-Taste ist hingegen für das Durchschalten der Modi zuständig. Dazu später mehr.

    Aufgeräumter Innenraum!

    Dass der Ford Focus ST nicht nur sportlich, sondern auch komfortabel und technisch up to date ist, zeigen Features, wie die Lenkradheizung oder das Head-Up Display. Die Instrumente sind hingegen analoge Instrumente. Wobei das auch nicht ganz stimmt: Ein stückweit sind sie durchaus digital, aber nur illuminiert und nicht volldigital.

    Voll auf seine Kosten kommt man mit dem Infotainment „Sync 3“. Zum einen ist der Bildschirm angenehm hoch installiert, wenn wir uns auch wünschen würden, dass er dem Fahrer zugewandt wäre – schließlich ist der Ford Focus ST ein sportliches, fahrerorientiertes Fahrzeug. Zum anderen überzeugt das Sync 3 mit seiner guten Bedienung. So stehen Direktwahltasten und Drehregler bereit, die das Arbeiten mit dem Infotainment angenehm einfach gestalten. Zumal die Ebenen und Menüs reduziert und klar gestaltet sind, wodurch man wenig von der Fahraufgabe abgelenkt wird. Wer möchte, kann natürlich auch Apple CarPlay und Android Auto nutzen, muss dafür aber noch ein Kabel verwenden.

    Was noch auffällt, ist die USB-Schnittstelle im Fach unterhalb der Klimaregelung, das auch eine 12-Volt-Ladebuchse mitbringt. Überzeugen konnten auch die Klimaregelung selbst, die separiert vom Infotainment angeordnet ist und leicht bedient werden kann, sowie das BO Soundsystem. Letzteres bietet einen satten Klang, den man nicht missen möchte. Entfernen möchte man lieber die klitzekleinen Drähte in der Frontscheibe, die zur Frontscheibenheizung gehören. Grundsätzlich ein durchaus nützliches Feature, das empfindliche Naturen aber in der Optik beeinträchtigt. Hier gibt es heutzutage bessere Lösungen.

    Die Schaltwege sind etwas lang...

    Kommen wir zum Ablagen-Check, in den wir auch die Ausstattung mit Haltegriffen einsortieren. Seltenheit: Selbst der Fahrer bekam einen Griff spendiert. Ansonsten stehen Türtaschen für Kleinkram bereit, die auch rund 1 Liter große Flaschen aufnehmen. Schön: Sie sind mit Filz ausgeschlagen, was Klappergeräusche mindert und hochwertig erscheint. Dazu gibt es zwei Getränkehalter in der Mittelkonsole, eine Mittelarmlehne mit kleinem Staufach sowie das Handschuhfach, das aber wirklich nur die Handschuhe schluckt.

    In der zweiten Reihe darf man es sich ebenfalls bequem machen. Von wegen „enge, sportliche Höhle“! Hinten ist das Platzangebot recht großzügig: Die Füße finden unter den Vordersitzen Platz und die Knie dürfen sich auch frei bewegen. So hält man es selbst auf Langstrecken ohne Probleme aus. Zu dritt wird es – wie immer – eng. Dafür kann man Kindersitze ohne Sorgen montieren, da ISOFIX auf den äußeren Rücksitzen zum Standard gehört. Gleiches gilt für den Einklemmschutz der Fensterheber.
    Bei den Ablagen stehen im Fond eine Mittelarmlehne mit Cupholdern sowie Türtaschen für 0,5-Liter-Flaschen und Kartentaschen an den Rückseiten der Vordersitze parat. Mit entsprechendem Adapter kann man seine mobilen Endgeräte über eine 12-Volt-Steckdose laden.

    Der Kofferraum muss sich auch nicht verstecken!

    Beim Kofferraum bietet der Ford Focus ST wiederum Standard: 375 bis 1.250 Liter stellt der Kölner bereit. Die Heckklappe öffnet manuell – was kein Mangel ist! Schließlich spart man sich mit der manuellen Öffnung bzw. Schließung viel Zeit und bei Bedarf auch eine teure Reparatur. Beim Zuziehen stehen angenehmerweise zwei Griffe parat. Schöne Lösung: Das Warndreieck findet unter der Hutablage Platz und ist damit gut zugänglich.

    Ford Focus ST Motoren Check

    Kommen wir zum Herzstück eines jeden Sportwagens, dem Antrieb. Unter der Haube werkelt ein 2,3 Liter Vierzylinder-Ecoboost-Motor, der auch in der Einstiegsversion des Ford Mustang Verwendung findet. Im Ford Focus ST leistet das Aggregat 206 kW/280 PS und hat sein maximales Drehmoment von 420 Nm im Bereich zwischen 3.000 bis 4.000 U/min.

    Selten! Ein 2.3 Liter Motor in der Kompaktklasse!

    So soll der Kölner in 5,7 Sekunden auf 100 km/h spurten – zumindest dann, wenn man das Spiel mit Gas und Kupplung gut beherrscht. Der ST fährt nämlich mit einer 6-Gang-Handschaltung vor, die die Kraft an die Vorderachse schickt. Maximal sind 250 km/h möglich. Wer sich extrem zusammenreißt, kann vielleicht den NEFZ-Verbrauch von 7,9 Litern auf 100 km erreichen. Was sonst auf der Tankrechnung steht? Das klärt der Fahreindruck-Check.

    Ford Focus ST Fahreindruck Check

    Starten wir mit der Parade-Disziplin eines Ford: Dem Fahrwerk. Im Ford Focus ST ist es mit einer mit elektronischen Dämpferregelung ausgestattet, die eine kontinuierliche Federeinstellung ermöglicht. Resultat: eine hervorragende Fahrdynamik, die Kurven zum Lieblingsgebiet macht. Dabei hilft das elektronische Sperrdifferenzial, das eine hohe Stabilität bietet und binnen Millisekunden die Drehmomentaufteilung zwischen den Vorderrädern anpassen kann. Damit erntet man eine bessere Traktion beim Herausbeschleunigen aus Kurven.

    Der Ford Focus ST sorgt für ein temporäres Gesichtslifting!

    Im Alltag gefällt der Tempomat mit Verkehrsschilderkennung und bremst auf die jeweils vorgeschriebene Geschwindigkeit ab. Wer das sportliche Potenzial auslotet, wird sich über das gute Ansprechverhalten und leichtfüßige Drehverhalten freuen, das Bereiche von etwa 6.500 U/min ermöglicht.

    Beim Kurvenwetzen freut man sich ferner über die neutrale und Präzise Lenkung, die jedoch etwas Kraftaufwand benötigt. Das suggeriert aber sofort ein sportliches Fahrgefühl. Dazu tragen die fein dosierbaren Bremsen bei, die obendrein mit ihrer Standfestigkeit überzeugen.

    Dass der Ford Focus ST konsequent sportlich ist, zeigt seine trockene Abstimmung. Für Autobahnen sei der Normal-Modus empfohlen, der noch etwas Nachgiebigkeit bietet. In Sport ist der Kölner bereits zu straff. Der Rennstreckenmodus ist geradezu unbarmherzig. Spaß macht hingegen die Handschaltung mit ihrer tollen Abstufung der Anschlüsse. Sie ist präzise geführt, könnte aber noch kürzere Schaltwege vertragen.

    Die Schaltwege sind etwas lang...

    Und der Verbrauch? Wie gesagt: man kann den Ford Focus ST mit 8-10 Litern im Alltag bewegen. 10 Liter sind es, wenn man hier und dort schon mal etwas dynamischer unterwegs ist. Wer mit Knallgas fährt, muss den Vierzylinder-Turbo Liter mit 17 Litern füttern.

    Ford Focus ST Preis Check

    Ein Sportmodell zu fahren ist natürlich kein günstiges Unterfangen. Und so stehen mindestens 33.900 Euro für den Ford Focus ST auf der Rechnung. Rechnet man das Sportpaket und weitere Ausstattungsmerkmale hinzu, kommt man – je nachdem – auf 36.000 bis knapp 40.000 Euro. Dennoch: Wer einen vergleichbaren Kandidaten heranzieht, muss mit einem ähnlichem, wenn nicht sogar höherem Preisniveau rechnen.

    Nicht nur Optik! Der Dachspoiler drückt bei höheren Geschwindigkeiten auf das Heck!

    Ford Focus ST Zielgruppencheck und Fazit

    Da ist er wieder! Dieser Wagen, der einen den Alltag vergessen lässt. Dank seines sportlichen Fahrverhaltens und des druckvollen Motors macht der Kölner richtig viel Spaß. Trotzdem kann man dem Ford Focus ST eine gute Alltagstauglichkeit bescheinigen: Die Platzverhältnisse sind großzügig, der Kofferraum angemessen und die Assistenten ohne Auffälligkeiten. Dazu kommt das hervorragende Infotainment, mit leichter Bedienung und klasse Rückfahrkamera.
    Der Ford Focus ST muss sich vor Mitbewerbern nicht verstecken – weder bei der Sportlichkeit, noch mit seinem Nutzwert oder dem Preis. Mit der straffen Federung und dem doch erhöhten Verbrauch muss man aber leben können.

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    Zuletzt aktualisiert: Juni 2020

    Jens Stratmann

    Automobil-Journalist

    Baujahr 1979, technisch im einwandfreien Zustand! Nach einer Ausbildung und über elf Jahren Erfahrung im KFZ-Bereich, machte Jens seine Passion zu seinem Beruf. Jens schreibt Beiträge über Neu- und Gebrauchtwagen, die auf persönlichen Erfahrungen und Fahrtests zu dem jeweiligen Auto basieren.

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